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Future Skill: Authentizität

Bist du noch ganz echt?

5 Min. Lesedauer
Future Skill: Authentizität

"Wer seine inneren Werte kennt und mit seiner ganz persönlichen Wahrheit in Kontakt ist, kann ganz bewusste, eben authentische Entscheidungen treffen."

Du bist echt anders.

Es wäre doch schade, wenn die Welle nicht wüsste, dass sie Wasser ist. Leider nicht von uns, sondern von Thich Nhat Hanh, dem berühmten buddhistischen Gelehrten. Der Gedanke dahinter: Ohne dieses Wissen würde die Welle ihre Lebensdauer auf die Zeitspanne zwischen ansteigen und abebben reduzieren. Wäre ein echter Jammer. Denn ihr wahres Wesen ist das Wasser, und so gesehen tun sich da plötzlich ganz andere existentielle Dimensionen auf. Warum wir das erzählen? Weil uns dieser schöne Gedanke auf ein Future Skill gebracht hat, das auf den ersten Blick gern übersehen wird: die Authentizität. Großes Wort. Und oft missbraucht (z. B. bei allen Postkarten-Sprüchen, aber anderes Thema). Und wenn man sich Authentizität als Kompetenz anschaut und nicht – wie gewöhnlich – als Adjektiv, wird es richtig spannend. Authentizität entpuppt sich dann nämlich als Super Future Skill. Eine Kompetenz, ohne die es mit anderen Future Skills wie Resilienz, Selbstwirksamkeit, Lernfreude oder Achtsamkeit eher mau aussehen würde. Gute Gründe, sich mal anzuschauen, was Authentizität genau ist, warum sie eine Kompetenz der Zukunft und nicht nur eine Eigenschaft ist, inwiefern sie unser inneres GPS ist, mit dem wir uns unfallfrei durch unsere komplexe Welt navigieren können und wie man seine Authentizität schließlich fördern kann. Authentisch muss man nämlich üben. Geht aber. Echt jetzt. Und echt bist du anders.

Was bedeutet Authentizität?

Authentizität kommt vom griechischen authentikós und bedeutet im ursprünglichen Sinne echt. Sie wird als innere Stimmigkeit und Einzigartigkeit erlebt, bei der es eine Übereinstimmung zwischen dem inneren Erleben und dem nach außen tretenden Verhalten gibt. Anders gesagt: Man lebt im Einklang mit seinen eigenen, individuellen Werten, Grundsätzen und Prioritäten und folgt seinen eigenen Gefühlen und Zielen. Läuft das mal nicht so rund, entsteht eine Inkohärenz. Sie führt zu Spannungen im Innen und führt zu Irritationen im Außen. Wenn du deinem/r neuen Freund/in z. B. sagst, dass du seit vielen Jahren ein leidenschaftlich Kochender (ich weiß, was du denkst) bist, in Wirklichkeit aber eine Avocado nicht von einer Aubergine unterscheiden kannst, fühlst du dich – gelinde gesagt – etwas unwohl in deiner Haut. Und dein Gegenüber spürt, dass was faul ist. Aber bedeutet das, dass nur authentisch ist, wer seinen echten Fähigkeiten, Meinungen und Impulsen folgt? Jain. Das Leben ist auch hier mal wieder etwas komplizierter.

Authentizität hat einen doppelten Boden.

Die Sache ist nämlich die: Den Großteil unserer Entscheidungen fällen wir nämlich unbewusst (hier gehen die Prozent-Angaben von 70 bis 95 %). Da sind sich die Neurobiologen einig. Und die Psycholog*innen haben darauf eine einfache Antwort: Jeder Mensch wird geprägt z. B. von seinem familiären System, die Schule, seiner Kultur und Religion, seiner Generation etc.. Man kann also sagen: Wir „lernen“ was man „draufhaben“ muss, um es da draußen „zu schaffen“. Unsere Persönlichkeit wird zum Teil eben auch programmiert. Verhalten kann demnach auch als Reaktion unseres unbewussten Autopiloten definiert werden. Insofern hat Authentizität einen doppelten Boden: auf der einen Seite den Einklang mit den eigenen Werten, auf der anderen Seite die Werte selbst, die einem im Laufe des Lebens „beigebracht“ und vorgelebt wurden. Spätestens jetzt hilft ein Blick auf die Arbeit von Michael Kernis und Brian Goldman (2006): Mit den vier Kriterien Bewusstsein, Ehrlichkeit, Konsequenz und Aufrichtigkeit definieren sie (grob zusammengefasst) Authentizität als eine Bewusstwerdung und Akzeptanz der eigenen Stärken und Schwächen, der Gefühle sowie der Motive des eigenen Verhaltens. Authentizität beginnt, wenn diese Selbsterkenntnis schließlich in bewusste Entscheidungen und Handlungen übersetzt wird. Beispielsweise hinterlassen regelmäßig unangenehme Erfahrungen mit Choleriker*innen ihre Spuren und prägen ein bestimmtes Verhalten. Zum Beispiel wegducken, wenn mal wieder so ein unangenehmer Typus um die Ecke kommt. Hat man dieses Verhaltensmuster und dessen Motiv aber bewusst auf dem Schirm, kann man an seiner Reaktion arbeiten – und sich beispielsweise eine Alternative fürs Wegducken überlegen.

Warum Authentizität eine Kompetenz der Zukunft ist.

Wer seine inneren Werte kennt und mit seiner ganz persönlichen Wahrheit in Kontakt ist, kann ganz bewusste, eben authentische Entscheidungen treffen. Oder wer die Motive seines Verhaltens kennt, kann sich bewusst authentischen Verhaltensalternativen erarbeiten. Doch ob eine bewusste Entscheidung oder ein bewusstes Verhalten – handeln wir authentisch, vermitteln wir unserem Gegenüber Sicherheit und Vertrauen. In einer komplexen Welt mit vielen Informationen und leider auch vielen Fake News natürlich Gold. Aber auch bei sich selbst führt authentisches Handeln zu einer inneren Sicherheit. Eine Sicherheit, mit der weitere Future Skills wie Selbstwirksamkeit (ich weiß, was ich kann und tun möchte), Achtsamkeit (ich weiß, wie ich auf mich aufpasse), Resilienz (ich weiß, wie ich mit meinem persönlichen Energiehaushalt umgehe) oder Lernfreude (ich weiß, wie ich mir meine Entdeckerfreude erhalte) direkt auf ein ganz anderes Level gehoben werden.

Mal auf den Punk gebracht
Authentizität ist manchmal schon eine Herausforderung. Aber eine, die man meistern und an der man wachsen kann. Und wie alles im Leben, kann man Authentizität auch üben. Nachfolgend ein paar Impulse.

Selbstreflexion mit Pausen-Taste: Wenn dich demnächst etwas ärgert, reagiere nicht direkt, sondern drück mal auf deine innere Pausen-Taste. Damit schaffst du dir mehr Raum zwischen Reiz und Reaktion. Zum Beispiel zum Durchatmen, zum Überlegen oder um sogar eine Nacht über das Vorgefallene zu schlafen. Deine Reaktion wird eine weisere sein, da du deine spontane Emotionen zurückhältst. Und spontane Emotionen in brenzligen Situationen nämlich eher Mittelmaß.

Werte-Liste: Immer gut, wenn man seine Werte kennt. Werte sind nämlich ein guter Kompass für unser Verhalten. Aber die wenigsten können diese in einem Atemzug raushauen. Deshalb mache dir eine Werte-Liste: Nach welchen Werten möchtest du leben? Welche deiner Werte sind ein wenig ins Abseits geraten? Welche sollen wieder mehr in den Fokus rücken? Und von welchen (übernommenen) Werten möchtest du dich vielleicht trennen? Überlege dir bei jedem Wert, woran andere Menschen diesen Wert an dir erkennen können.

Ankommen, bevor es losgeht: Das ist eine Achtsamkeits-Übung. Und zwar eine ziemlich einfache und gute. Nimm dir beispielsweise vor einer Präsentation eine Minute Zeit. Atme langsam und konzentriert, richte deinen Fokus auf dein Inneres und nimm wahr, was gerade ist (Stimmung, Gedanken, Herzschlag, Körperempfindung). Das nennt man fokussieren. Und wer sich fokussiert, dem glaubt und folgt man gern. Denn er ist in diesem Moment nicht nur bei den anderen, sondern vor allem bei sich selbst.

Zurück zum Wasser. Der Kung Fu König Bruce Lee war nicht nur ein Haudrauf, sondern auch ein kluger Kopf. Er wandte seine berühmte Kampfkunst-Philosophie „Be water, my friend“ nämlich auch auf das Leben an: Menschen überwinden Herausforderungen viel besser, wenn sie sich anpassen, sich dabei aber nicht verbiegen. Eben wie Wasser, wenn es auf ein Hindernis stößt. Wasser ist das einzige Element, das es in allen drei Aggregatzuständen gibt. Aber: Es bleibt eben immer Wasser. Der berühmte Vers beginnt mit der Zeile “Empty your mind, be formless, shapeless like water.” Sollten wir auch öfter tun. Uns von vorgefassten Meinungen und Gedanken befreien und dadurch einen Raum schaffen, in dem wir Überzeugungen und Urteile überdenken und dadurch authentisch handeln können. Also: Be water, my friend. Sonst ist Leben schnell Kung Fu.

Du hast Fragen? Du hast uns.

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